Juni 282024
 

Der Autor Andreas Gaubatz ist zumindest den Renault-Freunden unter den Lesern bekannt, veröffentlichte er doch die Titel über Renault 4CV, R16, Renault Alpine (zusammen mit Jan Erhartitsch) und den Renault-Typenkompass, den er von Ulrich Knaack übernahm. Mit diesem Kompendium erschien sein letztes Werk, denn während des Projektes starb Andreas Gaubatz völlig unerwartet. Stefan Müller hat es vollendet.

Beginnend mit dem Jahr 1945 – also der berühmten „Stunde null“ – listen die Autoren eine Vielzahl von französischen Marken auf, von deren – man muss es so sagen – fast alle inzwischen nicht mehr existieren. Übrig geblieben sind lediglich Citroën, Peugeot und Renault. Insgesamt waren es mal über 160. Natürlich geht die Geschichte auch in die Zeit vor 1945 zurück, wenn es eine ältere Firmen-Historie gibt. Es werden ausschließlich Personenkraftwagen vorgestellt, allerdings in allen Versionen, natürlich auch aus dem Renn- und Rallye-Sport.

Herausragend für den Leser sind natürlich die Ikonen des französischen Automobilbaus: Die Citroën DS sowie der Renault 16, die für unser heutiges Verständnis die französische Lebensart bestens verkörpern. Aber auch an „Ente“ und R4 sowie den französische Nachkriegs-Volkswagen 4CV, der natürlich schon vor dem Krieg nicht nur entwickelt, sondern fix und fertig in den Startlöchern stand, erinnern wir uns gern. Bugatti, Delahaye und Facel sind vielleicht noch im Hinterkopf präsent, aber wer hat schon mal etwas von Grégoire, Jidé oder SOVAM gehört. Das Buch gibt die Antworten.

Die über 160 verschiedenen Marken werden alphabersch und je nach Wichtigkeit und vor allem ihrer Lebensdauer ausführlich beschrieben und reichlich illustriert. Rund 1000 Abbildungen sollen es sein; alle sind zeitgenössisch und spiegeln die französische Lebensart wieder. Ein kleiner Wermutstropfen ist die technische Beschreibung der Fahrzeuge: Da sie weitere 308 Seiten umfasst und damit den Umfang des Buches sprengen würde, ist sie nur online verfügbar, und zwar über einen QR-Code am Ende des Inhaltsverzeichnisses. Somit werden die Lektüre und die intensive Beschäftigung mit einzelnen Marken etwas herausfordernd. Die Tabellen bieten dafür aber detaillierte Angaben von technischen Daten wie man sie in Neuwagen-Prospekten gewohnt war.

Sehr schön herausgearbeitet wurde von den beiden Autoren die jeweilige Geschichte der Marken sowie ihre Verflechtungen untereinander, die es nicht selten gab. Frank Jesse als Spezialist für die Marke Citroën sowie der Autor dieser Rezension als ebensolcher im Bereich Renault sind etwas ausführlicher in die jeweilige Darstellung eingestiegen. Dabei ist uns die eine oder andere Unstimmigkeit sowohl im Hinblick auf die Historie als auch bei den Bildunterschriften aufgefallen. So etwas lässt sich bei einer späteren Neuauflage leicht korrigieren, schmälert aber auch jetzt nicht den durchweg positiven Gesamteindruck.

In der großen frankophilen Oldtimerfamilie in Deutschland sei dem Buch ein großer Leserkreis gewünscht. Zu einem Preis von 69 Euro gibt es geballte Informationen über die motorisierte Historie unseres westlichen Nachbarlandes, die – ich wage es zu behaupten – um einiges umfangreicher als bei uns war. Nur: wo sind sie alle geblieben?

Französische Autos 1945-2000
Autoren: Andreas Gaubatz und Stefan Müller
ISBN: 978-3-613-04486-9
Titel-Nr.: 04486
Einband: gebunden
Seitenzahl: 352
Abbildungen: 1000 Bilder
Format: 230mm x 265mm
Erschienen: 04/2024
Preis: 69 EUR

Erhätlich unter anderem bei den einschlägigen Buchhändlern wie „Buch und Motor“, https://edition.garage2cv.de/ und anderen.

In diesem Zusammenhang sei auch ein bereits in der Amicale Citroën 2016 vorgestelltes, als e-Book aufgelegtes Werk von Albert Rupprecht verwiesen: https://amicale-citroen.de/2016/ebook-albert-rupprecht-franzoesische-personenwagen-seit-1945/ das erstmalig sich dieser Herkules-Aufgabe gewidmet hat.

Wir danken Martin Zabel vom DEUVET für die Rezension.

 Posted by Stephan Joest - Amicale Citroën & DS Deutschland