Jan 282010
 

Nicht nur das Prestige gilt es zu feiern, auch das Volumenmodell in millionenfacher Ausführung und damit rund 191 mal (!) mehr produziert als der SM steht im Mittelpunkt: Günter Busse von der GS/A IG (www.gs-gsa-ig.de) schreibt eine ausführliche Retrospektive zur „kleinen Göttin“, die 2010 ebenfalls ihr 40-jähriges Jubiläum feiert.

Herzlichen Glückwunsch. Die kleine Göttin wird 40.

Das „G“ Modell im Citroën-Programm wird im September 1970 zusammen mit dem repräsentativen SM dem Kunden angeboten.

Sein endgültiger Name ist „GS“ – für Grande Série – und seine Aufgabe ist es, eine klaffende Lücke in der Fahrzeugpalette von Citroën zu schließen.

Es war ein solch avantgardistisches Auto, über das die Automobilexperten auch gleich viel zu erzählen hatten und es in der gehobenen Mittelklasse plazierten.

Dieser GS, ein von Citroën völlig eigenständig, ohne Anlehnung an andere PKW-Modelle, entwickeltes Auto, das folgerichtig auch noch im gleichen Jahr neben fünf neu auf dem Markt erschienenen PKW zum Auto des Jahres gewählt wurde.

Die Jury bestand aus 43 Autoredakteuren aus 12 Ländern:
Österreich, Holland, Deutschland, Italien, Schweiz, Dänemark, Frankreich, Amerika, England, Schweden, Finnland und Belgien.

Diese Platzierung des GS war auch völlig gerechtfertigt, denn er wies in seiner Klasse Revolutionierendes auf. So war nicht nur die von Robert Opron entwickelte Karosserieform modern und der Zukunft angepasst, auch der von Michel Armand kreierte Innenraum passte in die Herzen der Autofreaks.

Es war eine würdevolle Mischung aus funktioneller Handhabung und futuristischem Design. Ganz besonders stellten die überragenden Fahreigenschaften dieses Fahrzeugs in seiner Klasse die Automobilwelt auf den Kopf, denn durch die hydropneumatische Federung hatte der GS die stabilste Straßenlage überhaupt und meisterte selbst die Fahrt auf Eisenbahnschienen mit Bravour.

Citroën selbst stellte dem Publikum diesen GS mit folgenden Worten vor:

Vom Motor bis zu den Heckleuchten eine neue Konzeption.
Das kann getrost behauptet werden vom Citroën GS.

Motor und Form, Leistung und Komfort, alles ist so aufeinander abgestimmt, daß eine Funktion die andere ergänzt. Den Ingenieuren und Stylisten von Citroën ist es gelungen, optimal die Anforderungen der Aerodynamik mit denen der Ästhetik zu vereinen, den Wunsch nach sportlichem Fahren mit der notwendigen Sicherheit in Einklang zu bringen und den Ansprüchen der Bequemlichkeit und Zweckmäßigkeit (z.B. eines großen Kofferraums) zu genügen.

So ist die ungewöhnliche Leistung seines Motors, der wie ein Rennmotor aufgebaut ist, eine ungewöhnliche Federung wert, die bisher seinen «großen Brüdern» DS und ID vorbehalten war: Eine Federung, nach den modernsten Erkenntnissen der Hydropneumatik.

Seine Linie ist die gelungene Verbindung von guter Form und optionaler Funktion. Aerodynamische Tests ergaben 16% weniger Luftwiderstand als beim DS, dessen Aerodynamik in der Fachwelt als beispielhaft gilt! Ein mehr als beeindruckendes Ergebnis.

Unter seiner Haube arbeitet ein Vier-Zylinder-Boxer-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, die durch Zahnriemen angetrieben werden. Entsprechend ist der Antrieb leichter und direkter und das „Spiel“ um einiges geringer.

Das bedeutet: Seine Motorleistung ist in allen Drehbereichen günstiger und «vor allem» bei hohen Geschwindigkeiten größer. Sein Zweikreis-Bremssystem (mit vier Scheibenbremsen) passt sich durch eine Bremskraftverteilung automatisch der jeweiligen Belastung (durch Insassen und Gepäck) an.

Die hydropneumatische Federung wurde durch eine neue Radaufhängung wesentlich verbessert. Querstabilisatoren vorn wie hinten sorgen für eine hohe Stabilität bei jedem Straßenzustand: Der Citroën GS kennt kein «Aufbäumen». Seine Innenausstattung trägt hohem Komfort und Sicherheit gleichermaßen Rechnung.

Scheibenwischer mit zwei Geschwindigkeitsstufen, eine Zeituhr und ein Zigarettenanzünder. Sein Rückspiegel sieht nachts genau so viel wie am Tage. Farbige Kontroll-Leuchten für Öl- und Bremsdruck liegen gut sichtbar im Blickfeld des Fahrers.

Sein Heiz- und Lüftungssystem ist so perfekt abgestimmt wie alles andere an ihm. Warmluft bläst ins Innere, gleichzeitig bläst Kaltluft auf die Windschutzscheibe. Das gefährliche Beschlagen der Sichtscheibe ist vorbei! Sein Kofferraum ist rechteckig, ohne Winkel und ohne «toten» Raum, voll nutzbar.

Und der Citroën GS hat den Sicherheitstachometer: Die Geschwindigkeiten erscheinen als Zahlen mit unterschiedlicher Lichtintensität; je schneller, je heller. Dabei wird gleichzeitig der Bremsweg angezeigt. Die Zahlen erscheinen auf einem Zylinder und werden durch ein Vergrößerungsglas gut sichtbar. Zusätzlich ist der Zylinder in 4 Farbzonen eingeteilt, entsprechend den Gängen.

Der in Rennes la Janais in Frankreich gebaute GS macht international Furore und dies nicht nur beim privaten Kunden.

Sein 1015 ccm-Motor ist renntauglich und wird im MEP X-27 in der Formel BLUE erfolgreich eingesetzt. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt hier bei 200 km/h.
Ja sogar der erste Zweischeiben-Drehkolbenmotor hat in einer GS Karosse seine Premiere und wird zum – heute legendären und raren – „GS Birotor“.

Für den Automobilsalon 1972 in Genf wurde eine von BERTONE geschmiedete Karosse vorgestellt:

der GS CAMARGUE.

Eine aerodynamische und sportlich schicke Nobelkarosse mit GS-Motorisierung, welche selbst das Lenkrad und die Instrumente vom GS übernommen hat.

Das Ansehen des GS hat nicht viele Varianten, so liegen Liebe zum Fahrzeug nicht weit weg zur Ablehnung im Detail. Diese Ablehnung lag aber wohl hauptsächlich in den Erfahrungen einiger TÜV-Prüfer, welche mit unterdrückter Verlegenheit irgendwann den Handbremsgriff im Armaturenbrett entdeckten und dann bereits den Wagen mit den Hinterrädern auf dem Bremsprüfstand plaziert hatten und dann gesagt bekommen mußten, daß die Handbremse auf die Vorderachse wirkt.

1979 erscheint parallel zu dem Erfolgsmodell bereits sein Nachfolger, der GSA. Innen wie außen ein wenig aufgepeppt und dem Kundenwunsch entsprechend endlich mit der großen Heckklappe, leider aber auch mit einer verwirrenden Vielfalt an Plastik.

Die G-Serie wird in seiner Vielfalt an Versionen in Sachen Ausstattung und Motorisierung natürlich den internationalen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst und erreicht in der Citroëngeschichte zu seiner Zeit die größte Produktionsauflage aller Modelle von insgesamt fast anderthalb Millionen Fahrzeugen, nämlich genau 2.475.164 Stück.

Die Produktion des GS wird Anfang 1981 eingestellt.
Der GSA erreicht leider nicht mehr die Verkaufszahlen des GS und wird im Jahre 1986 das letzte Mal für den europäischen Markt ausgeliefert.

Bis ins Jahr 1991 wurden noch einige Modelle in Indonesien produziert.

Zum 30sten Geburtstag sind bereits ausführliche, bebilderte Berichte zum „Citroën GSA“ und zum „GSA als Importfahrzeug in der DDR“ erschienen, welche auf der Homepage der GS/A Interessengemeinschaft www.gs-gsa-ig.de nachgelesen werden können.

Einen herzlichen, doppelwinkligen Gruß von

Gabi Okner und Günter Busse, GS/A IG

 Posted by Stephan Joest - Amicale Citroën & DS Deutschland  Tagged with: ,