Eine Hommage an Michael Schmidtkult in Form zweier Bücher und einer Ausstellung in Schwerte vom 07.-09. Mai 2010
Zur traurigen Erklärung: 2007 starb Michael Schmidt. Er selbst nannte sich und das was er schuf »Schmidtkult«. Knapp drei Jahre später erscheinen ihm zu Ehren nun zwei Bildbände: »Schmidtkult« und »Schmidtkult-Chapron«.
Eine fünfköpfige Kerngruppe aus seinem Familien- und Freundeskreis war nicht untätig und hat in kompletter Eigenregie diese beiden Titel produziert und drucken lassen. »Autokunst« würde manch einer vermutlich gerne voreilig das nennen, was Michael Schmidtkult geschaffen hat. Zugegeben: »Das Aufgreifen, Interpretieren, Arrangieren und Umwandeln ästhetisch-stilistischer Komponenten klassischer Fahrzeugteile« passt ja ausgeschrieben kaum in eine Zeile hinein.
Dennoch kommt diese Beschreibung der Arbeitsauffassung Michael Schmidtkults schon etwas näher. Doch kann sich der werte Leser selbst ein Bild machen: auf 192 Seiten des Buches ist eine Auswahl von erstaunlichen Objekten aus den Jahren 1987-2007 zu sehen. Genaugenommen sind es 72 Arbeiten, die abgebildet sind (wer ganz genau hinsieht, entdeckt womöglich noch weitere). Dem aus Schwerte in Westfalen stammenden »Metallurgisten« (wie der französische Übersetzer im Buch seine Tätigkeit benennt) war seinerzeit eine größere Aufmerksamkeit der Kunst – und Designwelt nicht vergönnt. Michael Schmidtkult konnte zwar von den Erträgen seiner künstlerischen Arbeit leben.
Zahlreiche Objekte haben, aus seinen Werkstätten kommend, im In- und Ausland neue stolze Besitzer gefunden. Auftritte, Dokumentationen in Radio und TV, Berichte in Tageszeitungen und Magazinen über ihn, all das erhöhte sicherlich seinen regionalen und überregionalen Bekanntheitsgrad. Nichtsdestotrotz war er zuweilen mit dem Absatz seiner Objekte unzufrieden. Zur besseren Vermarktung seiner Werke sollte ein schicker, als Werbemittel einzusetzender Katalog her. Bereits mit den Planungen zu diesem Katalog befasst (und auch mitten im Umbau einer Citroën DS Limousine zu einer eigenen Version des Chapron »Le Dandy« Coupés), stirbt Michael Schmidtkult im Juni 2007 plötzlich während einer Urlaubsreise in Portugal. Freunde, Bekannte, Verwandte sind von der Nachricht schockiert.
Die schon erwähnte Fünfergruppe berät und beschließt, das begonnene Katalogprojekt weiterzuführen, zu einer »Schmidtkult«-Künstlermonografie zu erweitern und zu veröffentlichen. Es folgen Aufrufe an Besitzer von Schmidtkult-Objekten, sich am Buch zu beteiligen, sich textlich zu äußern oder Bildmaterial zu senden. Schließlich kommentieren im Buch nun dreißig Personen zwischen Schweden, Schweiz und Schwerte in wunderbar unterschiedlicher Weise in Wort und Bild die Kunst und die Persönlichkeit von Michael Schmidtkult. Einige haben ihre Botschaft und ein Portraitbild per Email geschickt, die meisten Personen wurden aber vom »Buchteam« besucht und vor Ort zusammen mit ihrem Schmidtkult-Objekt fotografiert. Eine höhere vierstellige Zahl von insgesamt zur Verfügung stehenden Fotos wurde auf ihre inhaltliche und technische Druckfähigkeit hin untersucht, aufgespürt, sortiert, archiviert, bearbeitet.
Wo die Möglichkeit bestand, Schmidtkult-Objekte ganz neu zu fotografieren, wurde auch dieses getan. Die hauptsächlich aus dem persönlichen Fotoarchiv von Michael Schmidtkult stammenden Aufnahmen waren eine Mischung aus zum Teil beschädigten Groß-, Mittel-, Kleinbildformatdias, verblichenen Schwarzweiß- und Colorpapierabzügen und Digitalfotos in unterschiedlichen Versionen und Qualitäten. Die Arbeit mit diesem »Ausgangsmaterial« erinnert den Autor der einleitenden Worte im Buch an Michael Schmidtkults eigene Arbeitweise: Dinge entdecken, analysieren, behutsam verändern, in eine neue Ordnung bringen.
Im Buch tauchen zwischen den Abbildungen der Objekte und den kommentierenden Personen auch immer wieder großartige Portraits von Michael Schmidtkult selbst auf, der sich auf Fotos häufig gern selbst in Szene gesetzt hat (sehr zur Freude des Betrachters). Diesen Bildern sind Zitate aus Interviews von Michael Schmidtkult zugeordnet, in denen er seine gestalterische Arbeit oder damit zusammenhängende Situationen beschreibt. Dem Leser wird es nicht entgehen, dass alle Texte auch ins Französische übersetzt sind. Michael Schmidtkult hat sich nach einer Phase, in der er sich überwiegend amerikanischen und englischen Fahrzeugmodellen gewidmet hat, in den letzten Jahren beinahe ausschließlich mit französischen Klassikern aus dem Hause Citroën befasst (und sich bei diesen auf Teile von der »DS« konzentriert).
So ist auch auf einer seiner Werbepostkarten der Begriff »Artiste Citroën« zu lesen. Ihm hätte es sicherlich gut gefallen, dass seine Worte, Worte über ihn und Abbildungen seiner Werke auch in Frankreich und in »ihrer« schönen Sprache erscheinen. Zudem gibt es auch in der französischen Übersetzung im direkten Vergleich tolle Dinge zu entdecken (herrlich unnützes Wissen). Wer weiß zum Beispiel schon, dass das französische Wort für UFO »OVNI« heißt? Bei der weiteren Durchsicht des Archivmaterials von Michael Schmidtkult stellte sich heraus, dass es zu einem seiner Projekte besonders viele Aufzeichnungen und Fotos gab.
Zum Beispiel in einer von Michael Schmidtkult zusammengestellten Mappe mit eingeklebten Skizzen, Materiallisten, Stundenangaben, Stoff- und Farbproben, etc. 1997 baute Michael Schmidtkult eigenhändig in einer 2202 Stunden währenden Prozedur in seiner winzigen Werkstatt in Schwerte-Villigst eine Citroën DS Limousine zu einem Henri Chapron »Le Caddy« Cabriolet um. Schnell war in der Buchredaktion die Entscheidung getroffen worden, über diesen genialen Umbau einen eigenen »kleinen« Bildband herauszubringen. Im »Schmidtkult«-Buch hätte die »Le Caddy«-Dokumentation entweder zuwenig Raum bekommen oder hätte im Vergleich zu den anderen Objekten zuviel Raum eingenommen. Auch in diesem Buch gibt es (selbstverständlich auch französisch übersetzte) erläuternde Worte zur Geschichte und Machart, sowie ein Vorwort des gleichzeitig ersten und jetzigen Besitzers des Cabriolets.
Im »Schmidtkult-Chapron«-Buch gab es im Vergleich zum »Schmidtkult«-Buch nur einige hundert Bilder auf Form und Format zu trimmen und in das ans »große« Buch angelehnte selbst entwickelte Layout einzupflegen. Beide Bücher haben das gleiche Format (24 x 24cm), das »Chapron«-Buch kommt mit 48 Seiten, das andere mit den schon erwähnten 192 Seiten daher. Es erscheint eine kleine Auflage von jeweils 1000 Stück. Gedruckt wurden die Bücher in einer Druckerei in Hamm. Um eine Bestellmöglichkeit der Bücher über ISBN-Nummern im Buchhandel zu gewährleisten, wurde kurzerhand ein eigener kleiner Verlag gegründet (Verlag Edition Amicale, Schwerte), der sich um den weiteren Vertrieb der Bücher kümmert. Nach der Ausstellung ist natürlich auch eine Buchbestellung über die Homepage «www.schmidtkult.de« möglich. Fast unnötig zu sagen, dass die Kosten für die Buchherstellung komplett aus eigenen, privaten Mitteln vorfinanziert wurden.
Um nun der Buchveröffentlichung und dem Verkaufsstart einen angemessenen Rahmen zu geben, werden dafür die Galerie-Räumlichkeiten der »Zwischenraum-Ateliers« am Schwerter Marktplatz für ein Wochenende im Mai gemietet. Vom 07. bis zum 09.Mai 2010 gibt es die beiden Schmidtkult-Bücher dort erstmalig zu kaufen. Begleitet wird die Buchpräsentation von einer Ausstellung verbliebener und ausgeliehener Schmidtkult-Objekte.
Etwa zwanzig größere Original-Objekte werden dort zu sehen sein, dazu noch Kleinobjekte, Materialproben, etc. in Schaukästen. Werkstattfotos, Farbproofs und Druckbögen aus dem Buchherstellungsprozess dokumentieren zusätzlich wie und wo die Objekte von Michael Schmidtkult und das Buch selbst hergestellt wurden. Selbstverständlich gibt es auch französische Live-Musik dazu von befreundeten Musikern, die alte und neue Chansons präsentieren werden.
»Zwei Bücher Schmidtkult« also, eine Hommage an Michael Schmidtkult in Form zweier Bücher und einer Ausstellung. (Text: Bodo Brauer)
Hier die Bücher:
“Schmidtkult”
Kunst und Designobjekte von Michael Schmidtkult
(D/F 2010), Bildband, 192 Seiten, 24x24cm
ISBN 978-3-00-030413-2
“Schmidtkult-Chapron”
Eine automobile Hommage
(D/F 2010), Bildband, 48 Seiten, 24x24cm
ISBN 978-3-00-030414-9
Die Ausstellung:
Zwischenraum Ateliers
Kötterbachstrasse 5, Eingang Marktplatz
D-58239 Schwerte
www.zwischenraum-ateliers.de